Zum Hauptinhalt springen Skip to page footer

Unser Bericht vom Tag des Schulgartens 2020

56457 Westerburg, Freie Montessorischule Westerwald

Mit Fleiß, Energie und Begeisterung haben wir diesen Schulgartentag gemeistert!

Das Interesse des Kindes hängt von der Möglichkeit eigener Entdeckungen ab. Maria Montessori 

Die Ackermontis, so nennt sich die Gruppe von SchülerInnen und Lehrerinnen der Freien Montessorischule Westerwald in Westerburg, entdecken, erforschen und gestalten mit allen Sinnen nicht nur am Tag des Schulgartens 2020. Wir ackern nun in der zweiten Saison mit drei Schülergruppen jeweils von ca. 10 - 15 SchülerInnen der 3. – 8. Klassenstufe und drei Lehrerinnen. Jede Gruppe pflegt wöchentlich zwei Stunden den 250 qm großen Acker.  

Zurzeit bereiten wir für die nächste Gartensaison einen zweiten Acker mit einem Durchmesser von 26 m vor, weil sich noch mehr SchülerInnen an der Gartenarbeit beteiligen möchten. Herausfordernd ist dabei unsere Idee, den Acker kreisförmig zu gestalten. Das Zentrum bildet eine geodätische Kuppel als Gewächshaus. Dieses geodätische Gewächshaus wurde von einer Schülergruppe mit einem Lehrer zusammen entwickelt und aufgebaut. Dort können Jungpflanzen gezogen, ganzjährig angebaut und Saatgut gewonnen werden, um langfristig unabhängig zu produzieren. Die Einbeziehung eines durch SchülerInnen selbst angelegten und bewirtschafteten Schulgartens in den Unterricht kommt den modernen Ansprüchen an einen lebensnahen, handlungsorientierten Unterricht nach. Mit der Einrichtung eines Schulgartens verfolgen wir einen ganzheitlichen Ansatz, der neben dem Aspekt des naturwissenschaftlichen Forschens und Lernens auch Aspekte der Gesundheitserziehung (gesunde Ernährung) und Förderung des sozialen Zusammenlebens an unserer Schule vereinigen soll. Die gemeinsame Arbeit auf dem Acker, die Vermarktung der Produkte und die Fürsorge für Pflanzen und Tiere leisten einen Beitrag zur Entwicklung des Verantwortungsbewusstseins und der Persönlichkeit.  

Wir werden von der GemüseAckerdemie mit Anbauplan, Pflanzen, Samen, Fortbildungen, Unterrichtsmaterial und offenen Ohren unterstützt. Doch unser Schulgarten bietet mehr als einen Gemüseacker: Drei Schulponys, ein Muli, Hühner und auch Bienen werden von Schülergruppen betreut. Neben der Versorgung von Pflanzen spielt auch die Fürsorge von Tieren bei uns eine große Rolle. Auch eine Kräuterspirale, Blühwiese für Insekten und Insektenhotels zieren unsere Wiese. Ein Bach mit einer Halbinsel befindet sich ebenfalls auf unserem Schulgelände. In Planung sind eine Benjeshecke, Steinmauer und Lernmöglichkeiten im Außenbereich. 

Am 10.06.2020 haben wir unsere zweite Pflanzung für diese Saison auf dem ersten Acker vorgenommen. Die GemüseAckerdemie hat einen Tag zuvor die Jungpflanzen geliefert; Mais, Gurke, Lauch, Tomate, Zucchini, Kürbis. Auch Tomaten aus unserer eigenen Anzucht wurden umgetopft. Alte Gemüsesorten werden bei uns bewusst angebaut, weil sie auf das Klima des Westerwaldes angepasst sind und um eine Sortenvielfalt zu fördern. Ein Beet hat bei uns eine Breite von 40 cm und eine Länge von 10 m. Da die genannten Gemüsepflanzen zu den Starkzehrern gehören, wurden im letzten Herbst diese Beete gemulcht. Das bedeutet wir haben Laub, Äste, Grünschnitt und vieles mehr gesammelt und auf der Fläche verteilt. Über den Winter wendeten wir dann ca. alle 3 Wochen diesen Mulch. Dadurch verbesserten wir auf ökologische Weise den Boden bezüglich der Anreicherung von Nährstoffen und der Bodenbeschaffenheit.  

Der schuleigene Pferdedung wurde mit Schubkarren in Schweißarbeit zur Bodenaufbereitung auf die Fläche des zweiten Ackers gebracht und dort verteilt. Eine Erdlieferung von ca. 1000 Kubikmetern haben wir dafür bereits erhalten, auf eine zweite Lieferung mit diesem Umfang erwarten wir in wenigen Tagen. Der Zaun wird aus Paletten gebaut. Dazu sammelten wir schon in den letzten Wochen Einwegpaletten, um sie wiederzuverwerten. Mit Brechstange, Säge und Hammer lösten die SchülerInnen die einzelnen Bretter. Alle waren sehr fleißig, dennoch sind noch viele Paletten zu bearbeiten. 

Wir haben die Kräuterspirale am Schulgartentag von Unkraut befreit. Dafür haben wir folgende Geräte verwendet: Handschaufeln, Rasenkantenschere, Harken, Rechen, Handschuhe für die Brennnesseln. Wir haben als erstes die Wildgräser, Löwenzahn, Brennnesseln, Gras, Spitzwegerich, Klee, Zitronenmelisse und einen kleinen Baum entfernt. Teilweise war davon einfach zu viel da. Die Kräuterspirale ist ein großer Lebensraum für sehr verschiedene Pflanzen auf sehr kleinem Gebiet. Sie ist in vier Zonen unterteilt: Wasserzone, Feuchtzone, Normale Zone und Mediterrane Zone. Bei uns wächst in der Wasserzone im Moment nur am Rand Spitzwegerich und Minze. In der Feuchtzone wachsen ebenso Minze, eine kleine wilde Erdbeere und sehr viel Zitronenmelisse. In der normalen Zone gibt es Frauenmantel, Schnittlauch, Pimpinelle, Stevia, Knoblauchrauke, Petersilie und Weinraute. In der mediterranen Zone haben wir Oregano, Salbei, Grünes Heiligenkraut (Olivenkraut), Bohnenkraut und Ysop. Dies verändert sich aber auch über die Jahre, da einige Pflanzen eingehen, andere größer werden und manche sich auch selbst anpflanzen, genau, wie es in der Natur auch wäre. Unsere Kräuterspirale wurde in der Projektwoche 2012 mit Schülern aus Steinen, einem geschenkten Wasserbecken und viel handwerklicher Leistung selbst gebaut, schwierig war es nicht. Uns ist aufgefallen, dass unsere Kräuterspirale bei Tieren sehr beliebt ist, die Blüten werden dauernd von Insekten umschwirrt, wir haben einige Käfer, Schmetterlinge und sogar ein Ameisennest gefunden. Was wir dagegen nicht gesehen haben, waren Blattläuse, die wurden wahrscheinlich von den Marienkäfern schon alle aufgegessen. In den vergangenen Sommern lebten in dem kleinen Wasserbecken auch zwei Frösche, mitten auf dem Schulhof!  

Außerdem haben wir einen Baum beschnitten, der viel Schatten auf unseren ersten Acker wirft und aus den Ästen einen Asthaufen für die Wildtiere gestapelt. Des Weiteren verzierten wir den ersten Zaun mit Holzgemüse-Elementen, zogen Tomaten vor, brachten unsere zuvor angesetzte Brennnesseljauche als Dünger auf die Beete und räumten den Gerätekeller auf. 

Mit Fleiß, Energie und Begeisterung haben wir diesen Schulgartentag gemeistert! Für uns Pädagogen ist es immer wieder schön zu sehen, wie engagiert die SchülerInnen arbeiten und sich am Ende eines Tages Zufriedenheit einstellt. Der Schulacker bietet zudem die Möglichkeit, SchülerInnen mit unverarbeiteten Lebensmitteln in Berührung zu bringen und ein praktisches Verständnis für regionales sowie saisonales Obst und Gemüse zu bekommen. SchülerInnen können die gesamte Wertschöpfungskette verfolgen, d. h. sie bauen ihre Lebensmittel selbst an und können zugleich eigenständig die „Früchte ihrer Arbeit“ ernten. Die schuleigene Lehrküche ermöglicht es den SchülerInnen ihre Ernte zu verarbeiten und sie für den „echten“ Geschmack frischer Küche zu sensibilisieren. Auf diese Weise wird kulinarische Ernährungsbildung in das Schulleben integriert.  

Wir sind der festen Überzeugung, dass unser Schulgarten jetzt und in Zukunft einen großen Anteil zur Umweltbildung unserer SchülerInnen beiträgt und beitragen wird. In einer stark digitalisierten, automatisierten und globalisierten Gesellschaft muss wieder mehr Wert auf den Schutz der Umwelt gelegt werden. Unser Schulgarten bietet die Möglichkeit, sich direkt mit der Natur auseinanderzusetzen, Verantwortung zu übernehmen, sich außerunterrichtlich zu engagieren und körperliche Arbeit wertzuschätzen. So lernen die SchülerInnen, die Natur hochzuschätzen und sich in Zukunft mit ihr und ihrem Schutz als mündiger und erfahrener Bürger auseinanderzusetzen.

https://ackermontis.home.blog/

Zurück